
Liebe Leserinnen und Leser,
habt ihr gewusst, dass es auch in Unterkärnten einige gute Schriftsteller und Schriftstellerinnen gibt? In diesem Blogeintrag möchten wir euch drei von ihnen vorstellen, weil wir uns der Unterkärntner Region als Klagenfurter Schule ganz besonders verbunden fühlen.
Milka Hartman
Piščal
Vzel, Gospod, si zemlje mrtvo glino,
jo pomešal s svojo božjo slino
in naredil si iz nje piščal,
s svojim dihom glas ji dal.
In zdaj poje ta piščal
pesmi teh domačih tal;
pela bo, dokler je ne bo strla
roka tvoja, Bog, ko bom – umrla.
Milka Hartman wurde am 11. Februar 1902 in Loibach bei Bleiburg geboren und starb am 19. Juni 1997. Sie war eine Dichterin der slowenischsprachigen Volksgruppe von Kärnten. Ihr wurden mehrere Literaturpreise verliehen sowie der Berufstitel durch Professor Rudolf Kirchschläger im Jahr 1983. Sie schrieb viele Gedichte, unter anderem Dekliške pesmi, Moje grede, Lipov cvet, Midsummer Night / Kresna noč und noch viele weitere. Zudem wurde eine Festveranstaltung anlässlich des slowenischen Kulturfeiertages im Kulturni Dom Bleiburg, mit einer Gedenktafel, zu Ehren der in Loibach geborenen und tätigen Schriftstellerin und Kulturarbeiterin enthüllt. Wenn ihr mehr über Milka Hartman erfahren wollt, könnt ihr bei Heyn kann Buch „Der Frost verspinnt die Beete mir mit feinen Netzen“ kaufen.
Christine Lavant
Es riecht nach Schnee
„Es riecht nach Schnee, der Sonnenapfel hängt
so schön und rot vor meiner Fensterscheibe;
wenn ich das Fieber jetzt aus mir vertreibe,
wird es ein Wiesel, das der Nachbar fängt,
und niemand wärmt dann meine kalten Finger.
Durchs Dorf gehn heute wohl die Sternensinger
und kommen sicher auch zu meinen Schwestern.
Ein wenig bin ich trauriger als gestern,
doch lange nicht genug, um fromm zu sein.
Den Apfel nähme ich wohl gern herein
und möchte heimlich an der Schale riechen,
bloß um zu wissen, wie der Himmel schmeckt.
Das Wiesel duckt sich wild und aufgeschreckt
und wird vielleicht nun doch zum Nachbar kriechen,
weil sich mein Herz so eng zusammenzieht.
Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet,
wenn man zu schwach ist, um hinaufzukommen?
Den Apfel hat schon jemand weggenommen …
Doch eigentlich ist meine Stube gut
und wohl viel wärmer als ein Baum voll Schnee.
Mir tut auch nur der halbe Schädel weh
und außerdem geht jetzt in meinem Blut
der Schlaf mit einer Blume auf und nieder
und singt für mich allein die Sternenlieder.“
Christine Lavant wurde am 4. Juli 1915 in Großedling bei St. Stefan im Lavanttal geboren und starb am 7. Juni 1773. Ihr richtiger Name war Christine Habernig, sie verwendete den Namen Lavant erst ab 1948. Christine Lavant erhielt eine große Anzahl von Auszeichnungen und Ehrungen, wie den „Georg-Trakl-Preis für Lyrik“, den „Staatlichen Förderungspreis für Lyrik“, den „Anton-Wildgans-Preis“ und den „Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur“. Sie schrieb unter anderem die Erzählungen „Das Kind“ und „Das Krügerlein“ sowie die „Aufzeichnung aus dem Irrenhaus“.
Peter Handke
Zitat aus Publikumsbeschimpfung
„Sie sind willkommen. Dieses Stück ist eine Vorrede. Sie werden hier nichts hören, was Sie nicht schon gehört haben. Sie werden hier nichts sehen, was sie nicht schon gesehen haben.“ (S. 15)
Peter Handke ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Übersetzer. Er wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen geboren. Zudem zählt er zu den bekanntesten zeitgenössischen deutschsprachigen Autoren. 2019 bekam er den Nobelpreis für Literatur. Die Werke „Publikumsbeschimpfung“ und „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ machten ihn in den späteren 1960er Jahren bekannt. Er schrieb unzählige Prosa- und Theaterstücke und veröffentlichte einige Briefwechsel und Gespräche mit österreichischen und deutschen Schriftstellern. Heute lebt Handke zusammen mit seiner Familie in Chaville bei Paris.
Katharina